Das Glück des Reitsports

In seinem Ursprung ist das Reiten eine Möglichkeit, Strecken schnell zu bewältigen und das Pferd als Tragtier einzusetzen. Die ältesten Spuren des Reitens finden sich in Ritzzeichnungen aus den Jahren 2.800 v. Chr.. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass bereits etwa 3.500 v. Chr. geritten wurde, zunächst im Kampf, dann im Sport. Mit einer Scheitelhöhe von über zwei Metern waren die Reiter dem Fußvolk überlegen und damit prädestiniert, um erhaben in den Kampf zu ziehen. Sportliche Wettbewerbe folgten auf dem Fuße. Mehr und mehr wurde auf die Harmonie zwischen Pferd und Reiter Wert gelegt, man begann, das Individuum im Tier zu sehen.

„Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück dieser Erde“ ist bis heute ein geflügelter Spruch. Schon Kinder, insbesondere Mädchen, erfasst die Romantik des Reitens. Pferdeflüsterer, Menschen, die sich dem Verhalten und der Körpersprache der Pferde widmen, die von Natur aus ein gutes Händchen für die großen Vierbeiner haben und eine besondere Art der Kommunikation anwenden, sind heutzutage bekannt und anerkannt. Doch auch im Hochleistungssport ist das Reiten verfestigt, Mensch und Tier ergänzen sich und liefern gemeinsam im wahrsten Sinne eine Höchstleistung ab. Da sich dabei der eine auf den anderen verlassen muss, ist dieser Sport mit viel emotionaler Intelligenz verbunden. Das Werk „Über die Reitkunst“ wurde bereits 370 v. Chr. verfasst und ist bis heute gültig. Xenophon, Schüler von Sokrates und gleichzeitig griechischer Politiker, Feldherr und Schriftsteller der Antike, schrieb darin über die Grundsätze über die Ausbildung von Pferde und Reiter.

Der Reitsport war auf dem Vormarsch, als im Römischen Reich Reiterspiele und bei den antiken Olympischen Spielen 496 v. Chr. Wettrennen veranstaltet wurden. In Form von Ritterspielen war das Reiten im frühen Mittelalter bei den Germanen bekannt, eine klassische Form der Reitkunst gab es jedoch zu diesen Zeiten in Europa noch nicht. Obwohl die Germanen Pferde als heilige Wesen ansahen, bildeten sie noch keine Reitkunst aus. Das Reiten gewann seinen edlen Ruf im Mittelalter, denn es waren Adelige, die sich mit der Bezeichnung „Ritter“ als Oberschicht abheben wollten. Das Pferd war dabei Prestigeobjekt, Sportgerät und Waffe zugleich. Seit dem Spätmittelalter wurde bei Turnieren sehr genau zwischen Rittern, die mit drei Pferden am Turnier teilnehmen durften, und Edelknechten, mit nur zwei erlaubten Pferden, unterschieden. Ab dem 16. Jahrhundert entwickelte sich die Reitkunst intensiver und in Italien wurden Reitakademien gegründet. In Deutschland gab es die ersten Reitturniere erst im 19. Jahrhundert. Dressurreiten und Springreiten entwickelten sich und bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nahmen hauptsächlich Reiter aus dem Militär und Offiziere an Turnieren und Wettbewerben teil.

Die „Deutsche Reiterliche Vereinigung“ wurde im Jahr 1905 gegründet, damals noch unter dem Namen „Verband Deutscher Halbblutzüchter“. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung kümmert sich um Zucht und Haltung von Pferden in Deutschland. Hier werden Zucht- und Turnierpferde registriert und Reit- und Fahrabzeichen abgenommen. Als nach 1945 der Reitsport auch der zivilen Bevölkerung zugänglicher wurde, gewann das Reiten an Bedeutung als Freizeitaktivität. Seit 1973 kümmert sich die „Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland“ um die Anliegen der Reiter. In seinen Gründungsjahren widmete sich die „Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland“ vorwiegend der Freiheit des Reitrechts in Wald und Flur und arbeitete gegen die Anfang der 1970er Jahre konzipierten starken Einschränkungen an. Jederzeit setzt sich die Vereinigung für den achtsamen Umgang mit Pferden ein.